Zwischen Eiszeit und technologischer Zukunft

Zwischen Eiszeit und technologischer Zukunft

In ihrem Bestreben, auf den Wanderungen auch Land und Leute kennenzulernen, führte der Weg der Wandergruppe des Feldberger Sportvereins am 28. Oktober 2022 nach Strelitz-Alt. Am Rande des Naherholungsgebietes „Kalkhorst“ befindet sich ein Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Und so ergab sich die einmalige Gelegenheit, mit dem Besuch des DLR und der anschließenden Wanderung durch die Kalkhorst Körper und Geist gleichermaßen aufzufrischen.

In der Tat erfuhren die Wanderfreunde bei dem Besuch des DLR viel Wissenswertes über die Geschichte und die gegenwärtigen Aufgaben des DLR in Neustrelitz. So wird in der Abteilung Nationales Bodensegment des Deutschen Fernerkundungsdatenzentrums der Empfang zahlreicher Satelliten für die Fernerkundung und die Forschung auf höchstem technischem Niveau durchgeführt. Gegenwärtig sind es 20 Fernerkundungs- und Forschungssatelliten, die rund um die Uhr in Neustrelitz empfangen werden, deren Daten an Nutzer weitergeleitet und in Roboterarchiven gespeichert werden. Die Fernerkundungsdaten liefern hochaktuelle Informationen, z.B. zu dem Ausmaß von Überflutungen oder Erdbeben oder über die Position von Schiffen. Mehrere Parabolspiegel mit bis zu 11m Durchmesser sind in der Lage, den überfliegenden Satelliten zu folgen, die Daten abzuspeichern und an Nutzer weiterzuleiten. Die Satellitenbodenstation ist in internationale Netzwerke eingebunden und genießt dank ihrer Zuverlässigkeit hohes Ansehen.

Der Signalempfang spielt auch in der Abteilung „Maritime Sicherheit“ des Instituts für Kommunikation und Navigation eine große Rolle. Moderne Verkehrsmittel, ob zu Lande, Wasser oder Luft, verlassen sich heute größtenteils auf die Satellitennavigation. Es ist also wichtig, dass die von den Navigationssatelliten mit der Leistung einer 60 W Glühlampe in 20000 km Entfernung abgestrahlten Signale ungestört ankommen. Um diese berechtigte Forderung der Nutzer zu erfüllen, waren und sind umfangreiche Forschungsarbeiten hinsichtlich der Gerätetechnik und der Funkwellenausbreitung erforderlich. Die Ausbreitung der Funkwellen ist empfindlich vom sogenannten Weltraumwetter abhängig, zu dem auch die Zustandsbedingungen der Ionosphäre gehören. Aktuelle Informationen zum Zustand der Ionosphäre werden in dem vor 3 Jahren neu gegründeten Institut für Solar-Terrestrische Physik in einem operationellen Weltraumwetterdienst vermittelt.

Nachdem die Wanderfreunde über die anspruchsvollen Arbeiten in den drei verschiedenen Einrichtungen informiert wurden und auch dieses und jenes bei den vortragenden Mitarbeitern des DLR hinterfragt hatten, konnten sie sich im Schoollab über eine komplett andere Aufgabe des DLR informieren. Mit dem Schoollab fördert das DLR außer in Neustrelitz auch an 9 weiteren Standorten die Ausbildung des in unserem Land so dringend benötigten wissenschaftlich-technischen Nachwuchses. Die Mädel und Jungen der Klassenstufen 1-12 werden in altersgerecht zugeschnittenen Projekten und Experimenten an moderne wissenschaftlich-technische Fragestellungen unseres Alltags herangeführt, z.B. wie kann die Sonnenenergie genutzt werden, wie kommt eine Rakete in den Weltraum oder warum werden Glasfaser- statt Kupferkabel verlegt. Der direkte Funkkontakt mit unserem ISS-Astronauten Alexander Gerst war ein besonderes Erlebnis für die beteiligten Schüler. Von der Begeisterung der wissensdurstigen Schüler bei der Vorstellung und Erklärung ihrer vorbereiteten Experimente konnten sich die Wanderfreunde auf unterhaltsame Weise selbst ein Bild machen. Wer von den Lesern Interesse und Zeit hat, die Schüler bei ihren Projekten und Experimenten zu unterstützen, ist beim Schoollab Neustrelitz willkommen.

Nach der Mittagspause machte sich die Gruppe dann in Wahrnehmung ihres Kerngeschäfts zur Wanderung durch das „Naherholungsgebiet Kalkhorst“ auf. Hier, in dieser typischen Endmoränenlandschaft, waren vor allem die steinernen Zeugen aus der Eiszeit zu bewundern. Wanderfreund K. Granitzki zeichnete die Wanderung der Granitblöcke vom skandinavischen Festlandsockel präzise nach. Und so standen die Wanderfreunde dann ehrfürchtig mit großen Augen quasi Auge um Auge vor einem Augen-Gneis und einem „alten Schweden“ und bewunderten deren Größe und Masse. Vorbei an der Wolfsfanggrube, wo im 18. Jahrhundert mehrere Wölfe gefangen wurden, ging es dann bei herrlichem Sonnenschein weiter zur Vogelwarte am Tiefen Trebbower See. Hier gab es weitere interessante Informationen, z. B. wie die „Kalkhorst“ zu ihrem Namen kam. So wurden hier im 17. Jahrhundert Kalkablagerungen des ehemaligen Sees abgebaut und für die Bauvorhaben des Herzogs genutzt. Auf dem Rückweg gab die sinkende Sonne noch einmal alles, um diesen goldenen Herbst-Tag gedankenschwer aber leichten Fußes und frohen Gemüts ausklingen zu lassen.

Dr. Norbert Jakowski

Mitglied des Feldberger Sportvereins

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